In der Drehscheibe – Spendenlager Ahaus arbeiten nur ehrenamtliche Helfer. Der älteste unter ihnen, Manfred Börsting, konnte gerade seinen 80. Geburtstag feiern.
„Wenn ich zuhause sitze, fällt mir die Decke auf den Kopf“, so der ehemalige Maschinenbauingenieur. Seit 2015 ist er bei der Drehscheibe tätig. Damals war die Spendenannahme noch hinter der ehemaligen Stadtbücherei, heute „Action“. Er wurde damals von einem Mitarbeiter angesprochen, als er gut erhaltene Kleidung seiner Tochter abgeben wollte, ob er nicht mithelfen könnte. Seitdem ist er ehrenamtlich für die gute Sache tätig.
Kanzlerin Angela Merkel hatte in diesem Jahr gerade bekannt: „Wir schaffen das!“ Und auch Ahaus musste eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen. Die Spendenbereitschaft der Ahauser Bevölkerung war damals sehr groß. Aber es gab keine Anlaufstelle für die Spenden. Das Karl-Leisner-Haus konnte nur vorübergehend als Spendenlager genutzt werden.
Aus dem provisorischen Lager hinter der Bücherei wurde ein richtiges Sozialkaufhaus in der Industriestraße. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet und der Name „Drehscheibe“ war seit dem Programm: Vorne werden die Spenden angenommen und hinten werden sie gegen eine kleine Gebühr an Bedürftige abgeben.
Dazwischen gibt es aber sehr viel Arbeit: Kleidung muss gesichtet, sortiert und ausgestellt werden. Elektrische Kleingeräte müssen getestet und auf ihre Sicherheit überprüft werden.
Manfred Börsting ist besonders für diese Überprüfung zuständig. Als fünffacher Opa kennt er sich auch mit Kinderwagen aus und weiß, wie man so ein „kompliziertes Gerät“ aufbaut oder zusammenklappt. „Früher haben wir auch Möbel abgebaut und bei Flüchtlingen wiederaufgebaut. Sogar ganze Küchen waren dabei. Heute schaffe ich das nicht mehr“, so der 79-Jährige.
Heute beansprucht ihn eine neue Aufgabe. In der Drehscheibe, die mittlerweile Räume in der ehemaligen Post bezogen hat, gilt die 2G+ Regel. Er lässt keinen Kunden ohne Kontrolle des Impfnachweises in den Laden. Das geschieht aber immer mit Respekt und großer Freundlichkeit. Bei aller Sorgfalt gesteht er aber: „Ich muss mir nicht immer den Ausweis zeigen lassen, viele Kunden kommen jede Woche, die kenne ich, die muss ich nicht immer wieder überprüfen.“
„Aber es kommen viel zu viele Spenden. Ich bin jede Woche mindestens drei Nachmittage in der Drehscheibe. Das reicht noch nicht. Ich habe letzten Samstag vier Stunden nur aufgeräumt. Viele Ahauser räumen ganze Wohnungen aus und bringen uns auch den ganzen Müll“, regt sich Manfred auf.
„Aber etwas Aufregung ist ja ganz gesund,“ lacht der Ehrenamtler und zieht genüsslich an seiner Pausenzigarette und schlürft dabei seinen heißen Tee, den Kollege Mohamed extra für ihn zubereitet hat.