Rundgang zur Zwangsarbeit in der Jutefabrik Ahaus im Zweiten Weltkrieg

Hermann Löhring vom VHS-Arbeitskreis “Ahauser Geschichte 1933-1945” führte eine Gruppe von etwa 25 Interessierte am Samstagnachmittag vom damaligen Ausländerheim für Westarbeiterinnen (heute Canisiusstift) zur Bahnhofstraße, wo das Arbeiterheim Terfort für niederländische Grenzgänger und das Gestapo Arbeitserziehungslager für Frauen untergebracht war.

 Von dort ging es weiter zum Jutequartier, wo sich die Jutefabrik der Familie van Delden befand und das dazugehörige Lager Berta, wo hunderte Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen aus Polen und der Sowjetunion untergebracht worden waren. In der Jutefabrik wurden “kriegswichtige” Dinge für die Wehrmacht produziert, wie etwa Zelte und Jutesäcke.

Dabei wurden Auszüge aus dem Brief der polnischen Zwangsarbeiterin Antonia Kunik vorgetragen, in dem sie schildert, wie sie und ihre damals minderjährigen Kinder im Stacheldraht umwehrten „Lager Berta“ auf dem Betriebsgelände der Jutefabrik mit knapper Not überlebten. Ein weiterer Schwerpunkt des Erinnerungsgangs war das „Arbeitserziehungslager“ für Frauen, das in der Nähe der Jutefabrik von der Gestapo Münster als brutal geführtes „KZ auf Zeit“ unter der SS-Lagerleiterin Emmi Hensen eingerichtet wurde, in dem die junge Dortmunderin Charlotte Delatron ermordet wurde.

Immer wieder gab Löhring während des Vortrags Dokumente und Bilder herum. „Dass es sowas in Ahaus gegeben hat, ist ja unerklärlich, so eine Teilnehmerin. „Hat denn keiner was gesagt?“ fragte ein anderer. Hermann Löhring dazu: „Die meisten dachten, dass sind Straflager, die sitzen da zurecht.“ Eines der Vergehen war sogenannte „Arbeitsbummelei“. Dafür dann 8 Wochen Straflager!